Re-Mission reloaded
Was ist das mit Aggressionen? Woher kommt der gelegentliche Drang, jemandem in die Fresse zu hauen? Sind das Instinkte, ein Erbe der höhlenbewohnenden, erbgutspendenden ersten Menschen? Sind es verborgene Wünsche, die die inneren Mauern zu durchbrechen versuchen, was ihnen nur als blitzartiger Impuls gelingen kann, schneller als ein unterdrückender Gedanke?
Wie auch immer es ist, gelegentlich kann es lohnen, die Aggressionen zu kanalisieren. Und - I've learnt something today - vielleicht ist das der Grund für Sport, Fußballfaszination und so. War mir immer völlig schleierhaft. Aber als Kanalisation der Aggressionen kann ich es irgendwie verstehen.
Eigentlich denke ich bei Kanalisation an die Lenkung gegen etwas oder jemanden "Böses". Dexter als extremes Beispiel. Das andere Beispiel, welches mich zu diesem Text veranlasst hat, ist das Spiel Re-Mission.
Als Nanorobot fliegst du durch den menschlichen Körper und ballerst Krebszellen und Viren ab. Tsch Tsch Tsch Pieow Pieow! Wie genial ist das! Ich wünschte, ich wäre auf diese grandiose Idee gekommen. Es hebt die Simontonsche Visualisierung auf eine völlig neue Ebene und scheint medizinisch durchaus sinnvoll zu sein.
Die Aktivierung der Selbstheilungskräfte durch Kanalisation der ureigenen Aggressionen auf eine reale Bedrohung.
Kampf als Heilung.
Ein erster Schritt. Nur ein erster Schritt.
Der zweite Schritt ist Versöhnung.
Das "Böse" ist in der Realität nie so sauber böse, wie in Geschichten und Spielen. Es sind Menschen, die auch Wünsche, Träume und Ziele haben. Wie wäre es, wenn wir sie verstehen würden und ihnen geben könnten, was sie brauchen?
Ich höre schon den Protest. Versöhnung sei ein soziales Erbe, anerzogen nicht angeboren, wollt ihr mir sagen. Kein Vergleich zu einem Urinstinkt, wollt ihr behaupten. No way! Ich glaube, das stimmt nicht. Ich glaube, der Wunsch zur Versöhnung ist so tief in uns verankert, wie der Drang zur Aggression. (Und das von mir, die glaubt, mathematische Begabung sei erlernt nicht angeboren. By the way, egal wie tief es verankert ist, ich glaube, dass soziale Prägung und bewusste Entscheidung immer stärker sein kann, als instinktiver Drang. Wir haben die Kontrolle über uns. Aber zurück zum Text.)
Versuch es doch mal. Streite dich mit deinem Papa, deiner Schwester, deinem Kind.
Und dann zähle die Sekunden, bis du den Wunsch verspürst, dich wieder zu versöhnen. Diese Sehnsucht ist genauso da, wie der Drang, Aggressionen auszuleben. Glaub mir, ich streite mich jeden Tag mit meinen Kindern, nur um den zweiten Schritt der Versöhnung gehen zu können.
Und was lernen wir daraus? Der Kampf gegen Krebszellen ist nur ein erster Schritt. Wenn du deine Wut ausgelassen hast und den Drang für dein Wohlergehen zu kämpfen anerkannt hast, zähle die Sekunden, bis dich der Wunsch erfasst, dich mit deinem Körper auszusöhnen. Deinem wundervollen Körper, der dich auf etwas aufmerksam machen will und dem nichts Schöneres einfällt, als ein Zerstörungswerk an der eigenen Vollkommenheit zu starten, damit du ihm endlich zuhörst.
Höre ihn. Tue den nächsten Schritt.
Söhne dich mit ihm aus und mache ihn zu deinem Verbündeten und der Streit verfliegt ohne Kampf.
Die Aktivierung der Selbstheilungskräfte durch inneren Frieden.